Salzlose Politphantasien

Salzlose Politphantasien

Meine Handtasche ist ein eigenes Universum. Der Inhalt ist summa summarum schwer. Jeder Mann, der sie in die Hand nimmt, ist über das Gewicht überrascht und fragt stereotyp: „Was schleppst du alles mit Dir rum?“ Je nach Stimmungslage kontere ich mit: „Meine Autobatterie“ oder „das Leben“. Es ist das Leben, was die Handtasche immer schwerer macht. Neben Accessoires wie Rescue-Kosmetik, Pflaster, Nylon-Strumpfhosen, Kabel und Ladegeräten, Powerbank, I-Pad, allerlei Zahlungsmöglichkeiten wie Plastik und Bares kommen noch Akten, ein Notizbuch und etliche Parfums dazu. Verschiedene Schreibgeräte, Not-Süssigkeiten und noch ein paar Dinge beulen die Tasche zusätzlich aus. Und sie wird wohl nicht leichter. Denn so wie sich unser Leben entwickelt, sehe ich, dass ich mich gegen drohende Bevormundungen wappnen muss.

Zum Beispiel will der überbesorgte Bundesrat unser Essen fader machen. Zucker soll verschwinden und das oft schon geschmacklose Brot soll laut Verordnung mit weniger Salz gebacken werden. Ziel der Übung: Der Staat will uns länger am Leben erhalten. Ich frage mich zwar, warum wir mit fadem Essen noch älter werden sollen, wo man schon jetzt nicht weiss, wie man die AHV für das Heer der Alten finanzieren soll. Aber, das sind viel zu komplizierte Fragen. Bleiben wir konkret: Ich will kein fades Essen, also kommen Salz und Zucker in die Handtasche. Dann will der Staat, dass wir weniger Alkohol trinken und verteuert den Genuss. Zehn Franken für das Einerli im Restaurant. Na gut, dann mache ich es wie meine Jungs. Ich glühe vor dem Restaurantbesuch mit einem Flachmann vor. Der kommt auch in die Tasche. Dann habe ich mir das Kompendium „Korrekte Gendersprache leicht gemacht“ in die Tasche gestopft und die Bibel „Veganismus für Anfänger“ ist auch schon drin. Und ich habe etliche Zertifikate und Ablassbriefe dabei, die beweisen, wie ich meine Umweltsünden kompensiere. Jetzt bin ich bei gefühlten 12 Kilo.

So geht das nicht weiter: Kann nicht ein cleverer Programmierer eine App entwickeln, die mein Wohlverhalten permanent misst, wie meine Fitness-App mein Bewegungsmuster? Alles wird gesammelt: Gender-korrekte Sprachwahl, Zigaretten-, Zucker-, Salzkonsum und Alkohol im Blut, meine fleischlosen Verdauung und möglichst sparsames Ausatmen wegen CO2. Lebensfreude wird diese App für Puritaner und Puritanerinnen aber nie messen, aber dafür mein Wohlverhalten. Laut Hörensagen soll dieses Punktesammeln in China schon funktionieren. Nur wird das Sozialpunktesystem mal wieder staatlich missbraucht und zum Ausspionieren der eigenen Bürger benutzt. Da stellt sich nur die Frage, wann das auch bei uns der Fall sein wird. Vielleicht schleppe ich doch lieber 12 Kilo persönliche Anarchie mit mir herum und geniesse das Leben.

Riccarda Mecklenburg, Founder CrowdConsul.ch

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Die Mär vom Rattenfänger

Die Mär vom Rattenfänger

Meine Jungs lieben Memes (ausgesprochen mims) wie so viele Jugendliche. Das sind in der Regel lustige Fotos, häufig mit Promis und einem schrägen Spruch dazu. Geteilt werden diese auf den angesagten Socialmedia-Kanälen. Manchmal schicken sie mir auch welche, die sie für «Mami-konform» halten. Schicke ich ihnen welche, lese ich meistens als Antwort: «kenn ich schon, ist uralt». Soviel zum innerfamiliären Kommunikations-Pingpong.

Kürzlich bekam ich ein Meme mit zwei herzigen kleinen blonden Mädchen in hellblauen Kleidchen, Kniestrümpfen, die Händchen hielten. Nur waren es keine Mädchen, sondern Donald Trump und Boris Johnson, die sich so unschuldig zusammen präsentierten. Das Meme kam komplett ohne frechen Spruch aus. Es erzählte auch so Bände.

Treuherzig wie die beiden dreinschauen, versinnbildlichen sie genau ihre Kommunikationsstrategie: Wir erzählen süsse Geschichten, die zwar nicht wahr sind, aber allen gefallen werden. «Make the UK the greatest Place on Earth» – klar doch. «Unbeugsamer Boris, Kämpfer gegen die EU» – grossartig. «No Deal Brexit» – ha, wir ziehen es unbeugsam durch. «Den Chinesen zeigen, wo Gott wohnt» – yeah Donald!

Wir erzählen unseren Kindern die Geschichte vom Rattenfänger von Hameln, in der Hoffnung, dass sie für ihr weiteres Leben kapieren, dass blindes Mitlaufen nur Verderben und Unglück bringt. Aber wir schaffen es selber nicht, Demagogen zu entzaubern. Jede Generation scheint ihr Debakel erleben zu müssen. Die Vietnamkriegsgeneration wurde mit falschen Versprechen in den Krieg gelockt. Den zweiten Irak-Krieg legitimierte die US-Regierung mit Lügenpropaganda und jetzt werden wieder Geschichten erzählt, in der die Realität geleugnet wird, aber Grösse und Stärke beschwört werden.

Boris gaukelt seinen Fans vor, dass ihr Land immer noch «Great Britannia» ist, wo man keine Partner und Verbündete braucht. Alle Warnungen von Experten verhallen ungehört. Denn die Geschichte von Glanz und Gloria ist zu schön.

Es ist immer dieselbe Leier: Wer schöne Geschichten erzählt und das, was die Menschen hören wollen, schart Massen um sich. Und selbst wenn diese Geschichten frei von jeder Vernunft und Wissen sind, werden sie geglaubt. Diese Wahrheit und der darauf folgende Katzenjammer sind bekannt und uralt.

Ich habe das Meme sofort weitergeschickt und entsprechend positive Smileys als Belohnung bekommen. Natürlich nicht von meinen Jungs. Da hiess es wieder nur: «Kenn ich schon. Ist uralt.» Sie haben so recht, meine schlauen Jungs.

Riccarda Mecklenburg, Founder CrowdConsul.ch

Ein Zensor für @potus

Ein Zensor für @potus

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Blogeintrag von Chief National Intelligence Social Media Officer von Donald Trump:

Ha! Was für ein klasse Tag. Bin bestens gelaunt und richtig gut drauf. Seit mein Burnout-Coach mich anhält, täglich in meinen geheimen Blog meinen Frust reinzuschreiben, ging es mir noch nie so gut. Bin echt froh um den Coach. Am Anfang konnte ich mit diesem Spür-Mich-Fühl-Mich-Gefasel gar nichts anfangen. War total blockiert und emotional schon halb tot, wie er mir attestiert hatte. Diese Arbeit bei @POTUS macht einen auch kaputt. Seit zwei Jahren nur Social Media Krise. Denn mein Stab ist verantwortlich dafür, die Tweets von @POTUS und @realDonaldTrump zu korrigieren. Was wir täglich verhindern, kann man sich als normaler Mensch gar nicht vorstellen. Keiner mag mehr bei uns arbeiten. Und der grösste Frust ist, wenn mich Leute fragen, was ich beruflich mache und ich ihnen dann die Wahrheit erzähle, lachen sie sich halb kaputt.

Diese Frustration, eine Lachnummer zu sein, macht mich noch mehr fertig. Aber jetzt wird es besser. Denn Twitter hat angekündigt Tweets von Politikern mit mehr als 100‘000 Followern zu zensieren falls diese Hassbotschaften, Blödsinn und Fake News verschicken. Über den zweifelhaften Tweet wird ein Warnhinweis gelegt. Diesen muss man wegklicken, wenn man das Geschreibsel anschauen will. Ich habe mir das Gesicht von @POTUS ausgemalt, wenn er wieder einer seiner Rundumschläge macht und dann überall Warnhinweise auf seinen regelwidrigen Tweets erscheinen: «Attention Fake News!» Und das 61 Millionen mal. Soviel Followers hat er inzwischen. Einfach herrlich. Ach ja. Natürlich ist er deswegen ausgeflippt. «Einfach fürchterlich» sei es, dass Twitter sich anmasse, konservative Inhalte zu unterdrücken. Natürlich hat er gleich noch ein paar knackige Tweets mit Behauptungen abgesetzt, um seinen Unwillen kundzutun, dass bald der fiese Zensor zuschlägt. Ich habe nur aufgeatmet. Endlich kann ich die Verantwortung delegieren und einfach mit Unschuldsmiene schulterzuckernd daneben stehen. Tja: Wie hat Boxlegende Muhammad Ali so schön gesagt: Leute können ein Grossmaul nicht ausstehen, aber zuhören werden sie ihm immer. Jetzt gab es für @POTUS einen schmerzhaften Jap, wie Muhammad Ali sie so elegant und schnell schlagen konnte. Mal sehen, was als nächstes kommt.

Riccarda Mecklenburg, Founder CrowdConsul.ch

Treat me like an Idiot

Treat me like an Idiot

Treat me like an Idiot

23‘000 verlorene Abonnenten im ersten Quartal diesen Jahres und im Vorquartal ein Verlust von 32‘000, lautete die Meldung über den Geschäftsverlauf von UPC in den Medien. Dies ist ein Verlust von 218 Kunden pro Arbeitstag. Reife Leistung. Das muss ein ausgeklügelte Strategie auf allen Ebenen sein um diese Resultate Tag für Tag zu erreichen. 

Wahrscheinlich fängt es mit einem morgendlichen Memo an. Der Bildschirm leuchtet und es poppt die Meldung auf: «Guten Morgen: Tagesziel heute: 300 Kündigungen, da wir gestern das Ziel nicht erreicht haben. Die Inbound-Abteilung hält sich an folgende Regeln: Telefonanrufe extra lang in der Schleife behalten. Ansprache: Nuschelnde Begrüssung, mindestens sieben sinnlose verifizierende Fragen stellen, Problem nicht verstehen, Rücksprache nehmen, Kunden wieder warten lassen, sich entschuldigen, weil man nicht weiter weiss, Kunden freundlich an den nächsten Mitarbeiter verbinden. Spiel geht von vorne los: Nuscheln, verifizieren, Ahnungslosigkeit, weiter verbinden… Bei hartnäckigen Anrufern: Ticket erstellen, Rückruf versprechen, auflegen, Ticket löschen. An Kunden Fragebogen online schicken: Wie hat Ihnen unserer Service gefallen? Empfehlen Sie uns weiter!»

«Die Outbound-Abteilung hat heute frei, wir brauchen keine neuen Leads.»

Einsatzplanung der Servicetechniker: «Unpünktlich erscheinen (mindestens eine Stunde oder gar nicht erscheinen), nicht grüssen, sich nicht vorstellen, nicht die Schuhe abputzen, grosse Tasche mitbringen, sich suchend umschauen.  Auftragsbestätigung verlangen, fragen nach Anschlüssen, sich alles zeigen lassen. Beschliessen, dass man nochmals ins Auto muss, weil man etwas vergessen hat. Ein Loch in die Wand bohren, etwas festschrauben, Dreck liegen lassen und sich zügig mit den Worten verabschieden: „Jetzt sollte es gehen.“ Natürlich geht nichts, aber das weiss der Kunde erst in 20 Minuten.»

Inbound-Abteilung stellt sich auf Reklamation über die Techniker ein: «Telefonwarteschleife extra lang, nuschelnde Begrüssung, verifizierende Fragen, bedauernde Ahnungslosigkeit, weiterleiten an den nächsten Mitarbeiter. Ticket erstellen, versprechen, dass ein Rückruf erfolgt, Ticket löschen, Fragebogen abschicken, Empfehlung aktivieren. Jetzt sollte der Kunde endlich soweit sein und kündigen. Damit ist das Ziel erreicht.»

Sie denken nun wohl: Alles frei erfunden und übertrieben! Leider nein. Alles als Kundin erlebt.

Riccarda Mecklenburg, Vorstand Verband Frauenunternehmen, Founder CrowdConsul.ch

Individualbesteuerung als Wirtschaftsbooster für Frauen

Individualbesteuerung als Wirtschaftsbooster für Frauen

 

Wir haben in der Schweiz tatsächlich noch ein Steuermodell, das als #Heiratsstrafe beurteilt werden muss. Unter anderem hören deswegen viele Ehefrauen nach der Geburt eines Kindes auf zu arbeiten, oder gehen nur teilweise arbeiten. Das verursacht eine Lawine von Problemen wie der berühmte Karriereknick, die geringeren Frauenlöhne und die schlechte Altersversorgung bei Frauen. Das wollen wir ändern. Um in Bern beim Bundesrat eine fundierte Lösung zu präsentieren, hat die Müller-Möhl Foundation und #AllianceF eine Studie in Auftrag gegeben, die drei möglichen modernen Steuersysteme zu vergleichen. Das beste Modell heisst modifizierte #Individualbesteuerung und sollte das Modell Heimchen am Herd aus den 50iger Jahren ersetzen. Die Progression durch den doppelten Verdienst, wenn beide arbeiten – egal verheiratet oder nicht – würde durch eine Individualbesteuerung ersetzt werden. #SteuersystemMitZukunft. Meine Meinung dazu habe ich in der #Handelszeitung geäussert.

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Wie Expats Freunde in der Schweiz finden

Wie Expats Freunde in der Schweiz finden

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Freunde fürs Leben

«Expats klagen über die Unfreundlichkeit der Schweizer», tönte es wieder in den Schlagzeilen der Medien. In Punkto Sicherheit, Transport und Lebensqualität sei die Schweiz top, aber beim Anschluss finden oder Freundschaften schliessen, ist es vorbei mit der Herrlichkeit. Der drittletzte Platz bei 68 befragten Ländern ist ein klares Urteil von den Edel-Arbeitsnomaden. Auf diesem landete die Schweiz auch schon im vergangenen Jahr. Es ist also kein Ausrutscher, sondern Tatsache. Schlimmer geht es nur in Dänemark und Schweden zu. Die teilen sich die letzten Plätze. Nun könnte man ihnen beleidigt zurufen: «Es gibt keinen Grund, mit Ausländern freundlicher umzugehen als mit den eigenen Leuten.» Und da wären wir genau beim wunden Punkt. Freundlichkeit und Freundschaft brauchen bei uns Zeit. Aber um das zu erkennen, muss man fünf bis sechs Jahre hier ausharren. Aber bis dann sind die meisten Expats schon wieder weitergezogen.

In diesem Zeitraum lernt man die zurückhaltenden fast kryptischen Sympathiebekundungen der Einheimischen zu verstehen. Etwa die schüchterne Frage eines Schweizers, wie es in den Ferien gewesen sei? Wehe man antwortet: der Urlaub war schön. Da beginnt schon das Problem. Es heisst Ferien und nicht Urlaub. Und damit ist die Konversation beendet. In einem Jahr gibt es einen vielleicht einen nächsten Versuch. Aber bis dahin pausiert mal das Interesse. Und auch der schnelle Wechsel ins Englische nur weil man merkt, dass der andere kaum Deutsch kann, heisst auf keinen Fall: Ich möchte mich länger als notwendig mit Dir unterhalten. Es heisst einfach nur, ich kann auch Englisch. Vielleicht sollte man den Expats erklären, dass sie unbedingt gesellschaftlich aktiv werden sollten, wenn sie schnell Fuss fassen möchten. In einen Verein eintreten, sich in der Schule engagieren, in der Gemeinde, wo man wohnt, mitmachen. Das sind die Engagements, bei denen man schnell Wertschätzung erfährt. Es braucht also mehr soziale Interaktion als nur der Besuch von Firmenanlässen oder offiziellen Apéros. Bringt aber viel. Denn dann hat man Chance, in die sublimen Sprachgeheimnisse und die  Freundschaftsrituale der Einheimischen einzutauchen. Und findet vielleicht Freunde fürs Leben.

Riccarda Mecklenburg,

Das Damenprogramm ist Chefsache

Das Damenprogramm ist Chefsache

Memo

AN: Alle Mitarbeitenden
VON: Genderbeauftragten
BETREFF: Gendergerechte Sprache

Geschätzte Mitarbeitende
Es gab in letzter Zeit diverse interne Probleme bei der beschlossenen Umsetzung einer gendergerechten Sprache und Piktogrammen. Die Geschäftsleitung möchte noch einmal darauf hinweisen wie wir in unserem Unternehmen die korrekte Gendersprache umsetzen. Uns ist es wichtig, eine nicht diskriminierende Sprache zu fördern. Daher achten Sie bitte in der internen und externen Kommunikation darauf, folgende Worte zu vermeiden. «Jedermann» ist zu ersetzen mit «alle». «Fachmännisch» heisst künftig «fachkundig». Es heisst «Redepult» und nicht «Rednerpult». Ziehen Sie substantivierende Partizipien vor: also Mitarbeitende, Lehrende, Assistierende, Studierende, Auftraggebende.

Um mühsame Doppelnennungen von weiblichen und männlichen Nennungen zu vermeiden, benutzen Sie lieber neutrale Umschreibungen wie: Hilfskraft, Person, Belegschaft, Team, Delegation, Leitung, Gremium, Präsidium.

Ganz schlecht sind Ausdrücke wie Abteilungsleiter, Abteilungs- oder Gruppenleitertreffen, Administrator, Alkoholiker, Chefsache, Damenprogramm, Ein-Mann-Betrieb, Entscheidungsträger, Experte, Expertentagung, Expertenwissen, eigentlich alles mit dem Substantiv «Experte». Hacker und Hackerangriff sind zwar unangenehm, aber nicht genderneutral. Ebenfalls unkorrekt sind die Begriffe: «Kandidatenvorschlag oder -befragung». «Kundschaft» ist besser als «Kunde». Statt «benutzerfreundlich», sollte es besser «praktisch» heissen. Es gibt keine «Mitarbeitergespräche» sondern «Arbeits- oder Beurteilungsgespräche». «Mutterschutz» wird zu «Elternschutz». «Verlierer» heissen zeitgemäss: Die Letzten.

Bei Stellenausschreibungen werden jetzt nicht nur männliche und weibliche, sondern auch «diverse Interessierte» gesucht. Um grundsätzlich der neusten Entwicklung in genderkorrekten Ansprache alle Menschen Rechnung zu tragen, auch im Umgang mit Transgenderpersonen, führen wir das Gender-Sternchen in der Berufsbezeichnungen ein. Und wir haben alle Piktogramme, die eindeutig auf Frauen- und Männertoiletten hinweisen, abmontiert. Wir bitten alle um Toleranz und höfliche Diskretion, wenn man sich in den sanitären Räumlichkeiten nun begegnet.

Bei Fragen, Problemen oder für Anregungen melden Sie sich bitte bei der Genderbeauftragten.

Riccarda Mecklenburg, Vorstand Verband Frauenunternehmen, Founder CrowdConsul.ch

Wo sind die Mädchen?

Wo sind die Mädchen?

„Sag mir wo die Mädchen sind, wo sind sie geblieben…“ fuhr es mir durch den Kopf, als ich die Statistik sah, wie viele junge Menschen in der Schweiz eine IT-Ausbildung machen. 2017 zählte das Bundesamt für Statistik 7225 Jugendliche. Davon waren 6714 Jungs und 511 Mädchen. Noch nicht einmal 10 Prozent der jungen Frauen konnten sich für eine Ausbildung als Informatikerin begeistern. Ungläubig schaute ich die anderen Berufsgattungen an und fühlte mich mit den schlimmsten Clinches konfrontiert: Junge Frauen pflegen, putzen, organisieren und erziehen. Junge Männer entwickeln, bauen, konstruieren und programmieren. Ich kann absolut verstehen, dass sich Mädchen nicht wirklich für Strassenbau und ähnliche Heavy-Metal Berufe begeistern, aber Programmieren findet doch in einer sauberen Umgebung statt.

Momentan werden die Algorithmen der Zukunft geschrieben. Das kann man vergleichen mit dem Gleisbau in den Pionierzeiten der Eisenbahn. Auf den Gleisen wurden Menschen und Waren transportiert, die einen immensen wirtschaftlichen Aufschwung auslösten. Das Gleiche gilt für Algorithmen, die jetzt geschrieben werden. Sie sind die Basis der gesamten Digitalisierung bis hin zu künstlichen Intelligenz. Werden diese digitalen Formeln aber ausschliesslich von jungen, weissen Männern geschrieben, fehlt die Diversität der Gesellschaft für die Zukunft. Mir geht es nicht darum, irgendjemand schlechte Absichten zu unterstellen, aber junge Männer, die oft autistische Züge haben, sind in der IT übervertreten und konzentrieren sich auf einen bestimmten Ausschnitt der Gesellschaft.

„Wir sollten weibliche IT-Cracks fördern“

Leider fehlt es den Mädchen an positiven Rollenmodellen, denn sie sehen nur die fahlen Jungs, die so aussehen als würden sie ausschliesslich nachts an die Sonne gehen und ansonsten kleben die Blicke an Bildschirmen und die Finger an Tastaturen. Das schreckt ab. Dabei ist programmieren oder codieren kreativ, verantwortungsvoll und unabhängig von Ort und Zeit. Und die Jobs sind gut bezahlt. Ich habe mir vorgenommen, jedem jungen Mädchen vorzuschwärmen wie toll programmieren ist. Wie cool es ist, etwas codieren zu können. Und wieviel Spass es macht, eigene Programme zu schreiben mit denen man etwas bewirken kann. Kleine Coding-Workshops können Wunder bewirken und neugierig machen. Und vielleicht die Berufsentscheidung beeinflussen. Denn der traurige Refrain des eingangs angestimmten Liedes wäre: „Wann wird man je verstehen.“ Ersparen wir uns den und fördern lieber weibliche IT-Cracks.

Riccarda Mecklenburg, Vorstand Verband Frauenunternehmen, Founder CrowdConsul.ch

Diese Kolumne ist in der Handelszeitung 7. Februar 2019 erschienen

Crowdfunding – Crowd Supporting? Was ist das?

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Im Sonntagsblick erschien ein sehr positiver Artikel über Crowd Supporting. Dieser Begriff ist nicht so gebräuchlich wie Crowdfunding und irritiert, wenn man sich das erste Mal mit dem Thema beschäftigt. Daher kommen hier ein paar Erklärungen.

Crowdfunding ist der Oberbegriff für verschiedene Formen von Schwarmfinanzierungen, wie das auf Deutsch heisst, wenn man Geld von vielen Personen auf einer digitalen Plattform einsammelt. Vereinfacht gesagt, unterscheidet man vier verschiedene Formen.

  • Crowd Supporting
  • Crowd Donating
  • Crowd Lending
  • Crowd Investing

Bei Crowd Supporting erhalten die Unterstützer eine Belohnung oder ein Produkt. Bei Crowd Donating bekommt man nichts ausser ein Dankeschön, da es eigentlich das herkömmliche Spenden sammeln ist.

Bei Crowd Lending geben die Unterstützer Geld für Firmen und bekommen Zinsen, neben der Rückzahlung des Darlehens und bei Crowd Investing erhalten die Unterstützer je nach Angebot Aktien, Partizipationsscheine, Gewinnanteile. Dann gibt es noch den Fachbegriff Immo-Crowd. Darunter werden alle Aktivitäten zusammengefasst, wo es um die Finanzierung von Immobilien mit vielen Geldgebern geht. Immo-Crowd ist damit eine Spezialform von Crowd Investing.

Für jede dieser Crowdfunding Spezifikationen gibt es Crowdfunding-Plattformen. Wer eine Übersicht sucht, wird auf Crowdfunding.de fündig.

In der Schweiz gibt es für Crowd Supporting sehr viele Plattformen, die lokal oder national aufgestellt sind. Einige haben Banken als Betreiber im Hintergrund oder sind von Stiftungen initiiert. Andere sind in privater Hand. Daher ist es auch immer wichtig sich zu erkundigen, was eine Plattform kostet. Neben We Make It, gibt es 100-days.net als grosse Plattform. Aber auch Lokalhelden von der Raiffeisenbank oder Funders von der Luzerner Kantonalbank sind wichtige Plattformen. Daher ist es wichtig, wenn man sich für eine Kampagne entscheidet, die richtige Plattform zu wählen. Gegebenenfalls kann man mit uns Kontakt aufnehmen.

Riccarda Mecklenburg, Founder CrowdConsul.ch

Kolumne Handelszeitung – Bitcoin: Niveau Richtung Ramsch

Kolumne Handelszeitung – Bitcoin: Niveau Richtung Ramsch

Was ist der Unterschied zwischen Lotto spielen und Krypto-Währungen kaufen? Lotto spielen ist legales Glücksspiel. Kryptos sollten auch darunter fallen. Während ich diese Zeilen schreibe, sackt der Bitcoin-Kurs ab wie der Sand in einer Eieruhr, schnurstracks der Schwerkraft entgegen. Wenn es so weitergeht, ist er bald auf dem Niveau von Ramschanleihen und dann steige ich ein. Vielleicht.

Seit Monaten habe ich App’s wie CoinCap, Coinbase, Jaxx und natürlich Telegram auf meinem Smartphone und beobachte den Hype um die Kryptos. Ich war auf etlichen Veranstaltungen in halb Europa und habe mich von begeisterten Verkäufern über Initial Coin Offerings, sogenannte ICO‘s, samt den Token, die versprochen werden, informieren lassen. Alle sind begeistert, geben sich verschwörerisch abgeklärt und negieren rationale Argumente. Es ist wie im Märchen „des Kaisers neue Kleider“. Keiner ruft: „Der Kaiser ist ja nackt…!“ Alle wissen natürlich wie es geht, haben die White Paper und Token-Arten verstanden und warten nur darauf, reich zu werden. 


Bei Anlegern müssten die Alarmglocken schrillen


 

Der US-Ökonom Nouriel Roubini bezeichnet die Krypto-Coins als „Shitcoins“, aber da ist er einer der Wenigen. Es sollen inzwischen 2000 handelbare Krypto-Währungen existieren. Eigentlich müssten, auch bei durchschnittlich begabten Investoren die Alarmglocken schrillen. Es gibt noch nicht einmal so viele reguläre Währungen. 

Das Narrativ wird weiter strapaziert, denn Hotspots wie Liechtenstein, Malta und Gibraltar – alles Orte mit einer tadellosen Reputation für Finanzakrobatik – öffnen sich den digitalen Anlageprodukten, wie die jetzt so euphemistisch heissen. Da gilt es schnell zu handeln, um nicht den Anschluss zu verlieren. 

Oder wie finden Sie diese Anekdote? Bei der Krypto-Währung Bitcoin Cash findet eine Art Bürgerkrieg statt. Die Währung wurde mit einer sogenannten «Hard Fork», geteilt und zwei Lager – das eine ist beheimatet in China, das andere in Australien – bekriegen sich nun. 

Ich dachte immer, dass Krypto-Geld geschützt sei vor Partikulär-Interessen. So wurde uns doch die neue Welt verkauft: Keine bösen Nationalbanken mehr, welche die Währung manipulieren und die Weltwirtschaft aus dem Hintergrund steuern. Und jetzt? Nicht nur die Kreation einer Währung hat sich privatisiert, sondern auch deren Manipulation im grossen Stil.

Riccarda Mecklenburg, Vorstand Verband Frauenunternehmen, Founder CrowdConsul.ch