Letzte Woche war ich bei meiner Coiffeuse. Schon am Telefon hatte sie mir mitgeteilt, dass ich draussen vor der Türe warten müsse, bis sie mir aufmachen würde. Ferner gäbe es nichts zu trinken und nichts zu lesen. Ich müsste eine Maske mitbringen oder könne eine bei ihr erwerben. Meine selbstgenähte Maske ginge nicht. So weit so schlecht. Zum Coiffeur gehe ich zweimal im Jahr und es ist für mich etwas Besonderes. Es ist eine Form von Wellness. Es dauert auch entsprechend lang und hat seinen Preis.

Was dann aber folgte, war eine mittlere Tortur. Mit den Gummihandschuhen verhedderte sich meine arme Coiffeuse dauernd in meinen langen Haaren und riss an ihnen. Ich war kurz davor, die Übung abzubrechen. Nach drei Stunden war das Drama zu Ende und ich habe mir geschworen, dass ich nicht mehr zum Coiffeur gehe, so lange das Corona-Panik-Regime verordnet ist. Das BAG, das alle diese Vorgaben gemacht hat, damit Coiffeure wieder aufmachen dürfen, sind ausgerissene Haare wurscht. Aber meiner Coiffeuse war es peinlich und mich hat es geärgert.

So wird es vielen gehen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass inzwischen Menschen auf die Strasse gehen, die daran erinnern, dass die Freiheit des mündigen Bürgers über den überdrehten und planlosen Massnahmen von Beamten steht. Sicher ist es wichtig, dass der Staat zu seinen Bürgern schaut und sie schützt. Aber jetzt kippt es in eine unerträgliche Bevormundung. Wie nun Wirte ihre Beizen eröffnen oder Coiffeure die Haare pflegen, sollte nicht bis in jedes Detail von BAG-Beamten vorgegeben werden.

Ob wir nun durch eine digitale Blockwart-App wie dieses Tracing- oder Tracking-System zu mehr Sicherheit kommen, ist ungewiss. Was nutzt es mir zu wissen, dass ich in der Nähe von einem Infizierten war, ausser dass es mich in Panik versetzt? Panik ist kein guter Ratgeber. Das nährt nur Phobien, befeuert Verschwörungstheorien und provoziert Trotzreaktionen. Besser wäre es auf die Mündigkeit der Bevölkerung zu setzen als den Nannystaat zu zementieren. Das Virus wird gefährlich bleiben, solange es keinen Impfstoff gibt. Also braucht es mehr Distanz untereinander, aber das soll jeder selber regeln. Dass zwei Meter genügen, weiss inzwischen jeder. Dass Massenveranstaltungen und Begrüssungsküsschen ungesund sind, wissen wir auch. Masken tragen ist okay. Aber es darf kein Thema sein, dass sechs oder sieben Jugendliche zusammenstehen und rumblödeln oder meine Coiffeuse mir ohne Gummihandschuhe die Haare pflegt.

Riccarda Mecklenburg, Founder CrowdConsul.ch

Erschienen in der Handelszeitung Nr. 20 vom 14. Mai 2020