«Es grünt so grün, wenn Helvetias Blüten blühn», könnte man kalauern, wenn man das Resultat der Wahlen vom vergangenen Sonntag betrachtet. Noch nie war das Parlament so jung, so weiblich und so grün. Eigentlich eine ganz spannende Entwicklung und eine Verschiebung der Sitze, wie sie die Schweiz kaum je gesehen hat. Trotzdem bleibt ein schaler Beigeschmack: Es ist die Wahlbeteiligung. Wieder sind weniger Menschen an die Urne gegangen, obwohl die Politologen wegen der Klima-Demos und des Frauenstreiks eine grosse Mobilisierung erwarteten. Von mehr als 50 Prozent Wahlbeteiligung wurde gesprochen. Das Gegenteil war der Fall. Sie sank um 3,4% auf 45,1%.

«Wenn der Wähler nicht zur Urne geht – kommt die Urne zum Wähler»

Über die Gründe werden wir in den nächsten Monaten sicher noch Näheres erfahren. Aber so geht es nicht weiter. Die Schweiz lebt von der direkten Demokratie. Sie braucht das Engagement von allen Wählerinnen und Wählern und nicht nur von weniger als der Hälfte aller Wahlberechtigten. Wenn die nicht einmal durch die Briefwahl zu mobilisieren sind, braucht es neue Möglichkeiten. Stichwort: E-Voting. Wenn die Wähler nicht zur Urne gehen, dann kommt die Urne eben zu den Wählern. Es ist an der Zeit, neben der persönlichen Stimmabgabe und der Briefwahl einen dritten Kanal anzubieten, um abstimmen zu können, denn das Nutzer-Verhalten der Menschen ändert sich. Natürlich kann man leidenschaftlich argumentieren wie bequem, gleichgültig und unverantwortlich viele Wahlberechtigte sind, wenn sie nicht wählen gehen. Aber vielleicht müssen sich auch die demokratischen Rituale der Zeit anpassen. Das Ritual, mit dem Säbel an die Landsgemeinde zur Abstimmung zu gehen, gehört ja auch der Vergangenheit an.

Leider wurde das Projekt E-Voting in diesem Frühling vom Bundesrat auf Eis gelegt, weil die Sicherheitslücken bei den Tests zu gravierend waren. Die Beteiligten schoben sich gegenseitig den Schwarzen Peter zu. Das war’s dann auch. Zwar fordert der Bundesrat mit eindringlichen Worten von Unternehmern und der Bevölkerung, dass sie sich mit Enthusiasmus in die digitale Transformation stürzen sollten, wenn es aber um die Bundesverwaltung geht, ist es schnell vorbei mit dem Enthusiasmus.

Aber es gibt Hoffnung: nämlich, dass im verjüngten Nationalrat nicht nur über Nachhaltigkeit, Klima und Umwelt debattiert wird, sondern dass auch E-Government und E-Voting zuoberst auf der politischen Agenda stehen. Damit denen die Ausreden ausgehen, die immer auf «die da oben» schimpfen, aber nie einen Finger rühren, wenn es ans Wählen geht.

Riccarda Mecklenburg, Founder CrowdConsul.ch