Jetzt habe ich die absolute A****-Karte gezogen. @Potus meint, dass ich ihm als sein Chief National Intelligence Social Media Officer, hopp, hopp eine neue Twitterplattform bauen soll. Ich bin doch kein Programmierer! Soll er doch den Zuckerberg oder den Thiel fragen. Oder Putin und seine Trolle. Jetzt wo sich @Potus es mit allen verscherzt hat, ist er wieder am Amoklaufen. Ich hatte mich ja schon vor einem Jahr gefreut, dass Twitter androhte, ihn zu zensieren. Aber, dass ich jetzt derjenige bin, der die Suppe auslöffeln muss, damit hatte ich nicht gerechnet. Was passiert, wenn ihn Twitter ganz sperrt? Und das mitten im Wahlkampf? Könnte er diese defizitäre Plattform nicht einfach als Präsident beschlagnahmen? Ein Versuch wäre es doch wert. Kriegswichtige Erfindung! Oder zwingende militärische Kommunikationsplattform. Ich müsste mal so einen alten Haudegen fragen. Lebt Donald Rumsfeld noch?

So eine asoziale Social-Media-Plattform wäre aber noch eine clevere Erfindung. Alle Diktatoren könnten Lizenzen erwerben und ihre Bevölkerung zwingen, diese App zu installieren. Mit einer Bluetooth Schnittstelle könnten man herausfinden, wer es nicht installiert hat. Und dann unter Gulag-Androhung diejenige tracken, die sich weigern die Botschaften des geliebten Führers zu lesen. Das wäre doch ein Geschäftsmodell. Und natürlich ist die Kommentarfunktion ausgeschaltet. Nur Likes und Weiterleiten ist möglich. Likes entstehen schon automatisch, wenn die Message aufpoppt. Zensur gibt’s keine. Er darf schreiben und behaupten, was er will. Und natürlich sind Bots als Follower unbeschränkt erlaubt. Als Name für die Plattform würde ihm sicher «Trumper» gefallen. Logo: Sein Profil oder das Twitter-Vögelchen mit blonder Tolle. Das ist natürlich für ihn reserviert. Das Logo würde immer angepasst werden an den jeweiligen Potentaten, der die Lizenz erwirbt. Wir könnten das unter Entwicklungshilfe in den jeweiligen Ländern vertreiben. Jetzt wo wir nicht mehr in der WHO sind, wäre das doch eine gute Tat. 

Am besten wäre es gleich eine Firma zu gründen. Mit Sitz in Delaware und Briefkasten in Washington. Adresse: Weisses Haus. Der Domain-Check sagt, dass «Trumper.media» und «Supertrumper-Media.one» noch frei sind. Das ist doch genial. Ich glaube, ich rufe ihn an und schlage ihm das vor. Schriftliches Konzept bringt nichts. Er liest sowieso nichts. Unglaublich wie kreativ ich heute war…

Riccarda Mecklenburg, Founder CrowdConsul.ch. Kolumne wurde in der Handelszeitung Nr. 23 vom 4. Juni 2020 abgedruckt.