Na? Heute schon wieder mindestens ein Dutzend LinkedIn-Einladungen von irgendwelchen netten Businessmenschen erhalten? Und? Alle bestätigt? Unbesehen? Und prompt kam von einigen frisch gewonnenen Business-Kontakten ein flottes Dankes- und Begrüssungsmail: «Hallo, hier ist ihr neuer Fitness-Coach», oder so ähnlich. Dabei dachte man, als man in der Einladung las: «Sie haben 243 gemeinsamen Kontakte», das kann doch nur jemand extrem sympathisches sein, den man irgendwie aus den Augen verloren hat. Weit gefehlt. Fast genauso schlimm sind die Zeitgenossen, die LinkedIn oder Xing mit Facebook verwechseln und einem mit Urlaubs- oder Partyfotos beeindrucken wollen. Die Käfersammlung von Borneo oder die Massenselfies von der Firmenweihnachtsfeier können mir genauso gestohlen bleiben, wie die Werbe- und schleimigen Begrüssungsmails.

Schleimige Begrüssungsmails

Aber ich prophezeie Ihnen: 2020 wird es schlimmer. Da Facebook in unseren Breitengraden massiv in allen Altersgruppen an Relevanz verliert und Instagram samt seinen Influencern auch nicht bei uns Älteren punkten kann, sind LinkedIn und Xing bei den Social Media Agenturen angesagt. Beide Plattformen haben in den letzten Monaten massiv aufgerüstet mit Redaktionen, Experten, Diskussions- und Lernforen sowie Fachartikelsammlungen, sodass man sich stundenlang durch den Content wischen kann. Ziel: Wir sollen schön auf der Plattform bleiben und Werbung konsumieren sowie Zeit und Daten schenken.

Dabei ist das wirklich Nützliche, das Posten von eigenen Anliegen, Ideen, Botschaften oder kleinen Erfolgserlebnissen – aber eben Business-bezogen und nicht freizeitorientierte Spassbotschaften. Diese zusätzliche Reichweite durch das digitale Networking nutze auch ich und freue mich über die Likes und Reaktionen, wenn ich meine Kolumnen veröffentliche. Ebenso lese ich mich durch die Informationen aus meinem Netzwerk und verteile entsprechend Kommentare oder Emojis. Aber das wird sich jetzt ändern, denn diverse Social Media Agenturen fokussieren sich komplett auf diese beiden Business-Plattformen und werden uns gnadenlos mit «Sponsored-Mails» über Business-, Diät- und anderem Firlefanz-Themen bespielen. Der vertraute und authentische Reigen ist dann schnell zu Ende. Schützen kann man sich nur durch kritisches Hinschauen bei den Einladungen und schnelles Auflösen von Kontakten. Ich habe mich jedenfalls schon mal mit dieser Funktion vertraut gemacht.

Riccarda Mecklenburg, Founder CrowdConsul.ch

 

Erschienen in der Handelzeitung, Nr.51/52, 19. Dezember 2019