Ich entschuldige mich schon jetzt bei allen künftigen Schwiegertöchtern, denn meine Jungs sind lausig wenn es darum geht, Ordnung zu halten und im Haushalt zu helfen. Ihre künftigen Frauen werden eine harte Zeit haben, denn ich habe es nicht geschafft sie zu verantwortungsvollen Hausmännern zu erziehen. Meine erratische Erziehung ist sicher ein Grund für dieses Versagen. Immer wenn ich hätte standhaft bleiben sollen, liess ich mich von Verzögerungstaktiken und Ausreden meiner Söhne einlullen.

Die neuste Ausrede ist allerdings die originellste: «Ich muss mein Startup leiten», erklärte mir stolz der Ältere der beiden und zog von dannen. Tatsächlich übt er sich gerade darin, Jungunternehmer zu sein. Das Young Enterprise Switzerland-Projekt, kurz YES, das an vielen Schulen in der Schweiz lanciert wurde, absorbiert ihn komplett. Schulkollegen und er haben eine eigene Firma auf Zeit gegründet und üben mit der professionellen Unterstützung der Non-Profit-Organisation YES das Jungunternehmertum. Ziel des Projekts: Die Schülerinnen und Schüler sollen wirtschaftliche Zusammenhänge kennenlernen, unternehmerisches Handeln erlernen und als Persönlichkeit überzeugen. Kein Wunder, das er keine Zeit für popelige Hausarbeit hat. Wer in einem Startup-Environment unterwegs ist, schwebt über den Niederungen des Alltages, denn er entwickelt gerade seine unternehmerische Persönlichkeit.

Risikofreudig wie er ist, hat er sein erstes selbstverdientes Geld komplett in die Firma investiert, die aromatisierte Speiseöle an Feinschmecker verkaufen möchte. Der erste Erfolg stellte sich schnell ein. Seine Gruppe sammelte am Emissions-Investoren-Elternabend mit ihrer Präsentation das meiste Geld in Form von Partizipationsscheinen. Kaum war die erste Euphorie verflogen, folgten die Startup-Probleme. Keiner seiner Kollegen hatte Interesse an der Detailarbeit: Statuten schreiben, Businessplan vertiefen, Mission-Statement formulieren, Konti eröffnen, Homepage aufsetzen, Einkauf und Distribution aufgleisen. Er musste alles selber machen. Entsprechend war der Frust, als er mit seinem unternehmerischen Flair ganz allein gelassen wurde. Welcher Unternehmer kennt das nicht? Seine Personalprobleme verschärfen sich aber noch zusätzlich, weil der Facility-Manager, sprich die Mutter, ihm den Begriff «Opportunitätskosten» erklärt und ihm klar macht, dass die zu hoch sind. Deswegen tritt sie nun in einen unbefristeten Putzstreik.

Riccarda Mecklenburg, Vorstand Verband Frauenunternehmen, Founder CrowdConsul.ch